Eine Arcuswolke ist eine keilförmige zum Boden geneigte Ausbuchtung an der Basis eines Gewitters oder einer Gewitterlinie (Squalline o.ä) welche sich vom Niederschlagsbereich weg bewegt. Im Grunde entsteht ein Arcus immer nach dem gleichen Prinzip, kalte Luft aus dem Niederschlagsbereich trifft wie ein Keil auf die aufsteigende Warmluft des Aufwindes, welche über dem Keil in das Gewitter einfließt. Hierbei entsteht aufgrund dieser gegenläufigen Luftströmung ein e horizontal rotierende Luftsäule. Aufgrund der kalten Niederschlagsluft wird das Kondensationsniveau herabgesetzt und die Arcuswolke entsteht. Diese sogenannten Böenfronten können in unterschiedlichen Varianten auftreten welche wir später tiefer behandeln werden.
Solche „Böenfronten“ sind meistens von einer plötzlichen starken Windzunahme und teilweise heftigen Sturmböen begleitet. In den meisten Fällen nimmt die Böenfront die Form eines horizontalen Bogens an. Hinter dem Arcus folgt ein Bereich mit turbulenter Wolkenstruktur, hier findet man meistens die sog. „Wales Mouth“, diese Wolkenart entsteht durch die trockenen Abwinde auf der Rückseite des Arcus.
Die "klassiche" Böenfront
In Deutschland können "klassiche" Böenfronten, also turbulente Absenkungen entlang der Auf/Abwindgrenze, relativ häufig beobachtet werden. Wichtig zu wissen ist jedoch dabei, dass Böenfronten an sich, optisch eigentlich gar nicht zu sehen sind da dieses Synonym im ursprünglichen Sinne nur den Bereich (ähnl. einer Front) mit den stärksten Böen an der Auf / Abwindgrenze des Gewitters definiert. Wir Sturmjäger bezeichnen solche, im Vergleich zu einer großen Shelfcloud, eher "kleineren" Arcus-Wolken meistens aber auch als Böenfront. Diese Böenfronten sind durchaus in der Lage Mikro sowie auch Makroböen zu produzieren. Anhand ihres optischen Erscheinungsbildes kann man die stärke der Böen in etwa einschätzen. Ist die Unterkante der Böenfront relativ glatt, kann man davon ausgehen das diese weniger starke Böen mit sich führt, hat sie jedoch eine sehr turbulente Unterseite mit kräftigen „Zähnen“ sind starke Böen wahrscheinlich. In manchen Fällen kann es über einer Böenfront zu Rotationsbewegung mit vertikaler Achse kommen. Je nach Stärke können durch diese vertikale Rotation Wallcouds und / oder kurzlebige Tornados (sog. Typ 2 - nicht mesozyklonale Tornados) entstehen. Folgend ein paar Beispiele wie Böenfronten häufig beobachtet werden können.
Am 02.05.2010 entwickelte sich an einer sich neu formierenden Multizelle diese schöne Böenfront. Das Foto zeigt das südliche Ende dieser Böenfront an der sich eine kurzlebige Wallcloud bildete (Bildmitte).
Dieses Bild zeigt die Ostseite einer kräftigen Multizelle samt Böenfront welche am 12.07.2009 im Westen des Rhein-Erft-Kreis in NRW entstand. Etwa 15 Minuten vor dieser Aufnahme entwickelte diese Böenfront einen sogenannten Gustnardo (Böenfrontwirbel). Mit ihrem Durchzug brachte sie starke Böen welche für einige Vegetationsschäden sorgten.
Diese Böenfront bei Swisttal, entstand am 29.06.2021 entlang eines linearen Multizellenclusters.
Ein gutes Beispiel für eine Böenfront welche heftige Sturmböen im Gepäck hatte ist diese welche entlang einer Linie von Schwergewittern am 19.05.2022 über den Westen hinweg zog.
Die Shelfcloud
Shelfclouds entstehen auf exakt der selben weise wie die "klassische" Böenfront, ein besonderes Merkmal dieser Unterart ist jedoch die deutlich sichtbare Aufteilung der Wolke in mehrere "Stockwerke". Fälschlicher Weise wird die Shelfcloud häufig mit Wallclouds in Verbindung gebracht oder verwechselt. Shelfclouds bilden sich gerne an mächtigen und starken Gewitterlinien und Superzellen aus, öfters kommt es vor, das sich unter der Shelfcloud noch eine Böenfront oder Rollcloud bildet. Shelfclouds können eine beträchtliche Größe erreichen, es gibt Beobachtungen bei denen bis zu 7 Stockwerke beobachtet wurden. Besonders in den Great-Plains der USA sieht man häufig diese riesen Shelfs an den gewaltigen Superzellen oder Squalllines.
Diese Shelfcloud entstand am 25.05.2009 an der Südseite einer sehr starken Gewitterzelle im Kreis Nideggen in der Eifel. Im oberen Bildteil erkennt man sehr gut die einzelnen Stockwerke dieser Shelfcloud welche in diesem Bild in 3 Stöcke unterteilt ist. Dieser Shelfcloud folgte heftiger Niederschlag mit 3-3,5 cm großen Hagel.
Am 18.08.2011 kam es im Kreis Zülpich / Düren zu einer mächtigen HP Superzelle.
Das Bild zeigt die gewaltige Shelfcloud entlang des typisch für HP Superzellen, sehr nassen RFD´s (Rückseitig flankierender Abwind).
Ungefähr auf Höhe der Baumreihe in der Bildmitte befand sich die Mesozyklone samt vom Niederschlag verhüllter Wallcloud.
Dieses Bild zeigt die Shelfcloud des Pfingstunwetters vom 09.06.2014 welches im gesamten Westen Deutschlands für massive Schäden verantwortlich war.
Shelfcloud einer heftigen Multizelle bei Swisttal vom 24.06.2022.
Auch hier sind die "Stockwerke" der Shelf gut zu sehen.
Die Rollcloud
Dieser horizontal rotierende walzenförmige Arcus „rollt“ vor dem Niederschlagsbereich her und hat dabei keine Verbindung zur Mutterwolke. Die rollende Bewegung ist meistens mit bloßem Auge zu erkennen. Manche Rollclouds rollen aus ihrem Gewitter indem sie enstanden hereaus, diese sogenannten abgetrennten Rollclouds können weitab vom eigentlich Gewitter zu beobachten sein. Es folgen zwei Aufnahme einer Rollcloud vom 22.08.2010 über Erftstadt die über meinem Haus hinweg rollte.
Auf diesen beiden Bildern ist sehr schön zu erkennen wie weit die Rollcloud vom eigentlichen Gewitter raus ragt, in der oberen Bildhälfte erkennt man noch den westlichen Teil des Eisschirms während der Hauptniederschlagskern über Köln lag.