Wenn man sein Leben dem Stormchasing verschrieben hat, dann ist Timing oft alles und man muss häufig zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Das ganze ist jedoch bei gewissen Wetterlagen gar nicht so einfach und erfordert neben dem fundierten Wissen auch immer wieder eine kleine Portion Glück um zum richtigen Moment die richtigen Entscheidungen zu treffen. So war es auch am 05.05.23 wieder, als ich in der Nähe von Kerpen eine kleine Mesozyklone samt Wallcloud an einem eher schwachen Gewitter fotografieren konnte.
Die erste Gewitterlage nach der langen Winterpause ist für uns Sturmjäger und Hobbymeteorologen doch schon irgendwie immer was besonderes. Am Freitag, den 21.04.2023 stand dann endlich für den Südwesten Nordrhein-Westfalens, die erste "richtige" Gewitterlage an. Das Super HD Modell von Kachelmannwetter simulierte für den Abend eine kräftige Gewitterlinie die aus Süden nach Nordrhein-Westfalen hereinziehen sollte.
Um es ehrlich zu sagen, war ich beim betrachten der Wetterkarten eher etwas skeptisch, da solche "Süd-Lagen" für uns hier in der Voreifel, zumindest meistens, nie wirklich brauchbar sind. Entweder gammeln die Zellen über der Eifel vor sich hin, oder zerfallen sobald sie aus der Eifelregion rauslaufen. Diesmal war es aber anders, am späten Nachmittag zog vorlaufend zur der sich bereits entwickelnden Linie über Rheinland-Pfalz, schon eine erste kräftigere Entwicklung durch. Leider war ich noch bei einem Kundentermin, so dass ich viel zu spät los kam und die Zelle nur noch so grade erreichte. Bei Swisttal-Straßfeld konnte ich noch dieses Bild der Rückseite der Zelle machen.
Labile Luftmassen und Höhenkaltluft, dies sind perfekte Bedingungen für fotogene teils gewittrige Schauerzellen. Und unter genau diesen Voraussetzungen kam es gestern, am 30.03.23 zu teils wirklich tollen Strukturen am Himmel. Ich hatte etwas Zeit und bin dann mit der Kamera ein wenig unterwegs gewesen.
Die erste recht kräftige Zelle am frühen Mittag bei Wesseling welche ich aufgrund eines Meetings verpasste, brachte bereits eine echt schöne Böenfront und viel Wind und Regen mit Graupel. Später konnte ich dann bei Bornheim-Merten den Aufzug einer weiteren Zelle samt Böenfront beobachten.
Eigentlich hatte ich die Saison 2022 bereits komplett abgeschrieben und nicht mehr daran geglaubt, dass es überhaupt nochmal eine labile Luftmasse nach Nordrhein-Westfalen schafft und uns eine Gewitterlage beschert. Jedoch sollte ich dann am 06.09.2022 eines besseren belehrt werden. Bereits am frühen Abend, habe ich auf dem Radar vorlaufend der heranziehenden Kaltfront, mehrere gut organisierte und sich stetig verstärkende Radarechos über Belgien und Luxemburg gesehen welche ebenfalls eine gute Blitzaktivität besaßen. Später entwickelte sich aus diesen einzelnen Echos eine nette Gewitterlinie welche volle lotte Kurs auf meine Heimatregion nahm. Also schnappte ich mir meine Nikon, das Stativ und fuhr hier bei mir in Swisttal-Heimerzheim auf ein Feld und ließ die Linie auf mich zukommen. Die Blitzfrequenz war weiterhin hoch, ein wahres Feuerwerk, leider aber überwiegend CC (Cloud to Cloud). Den ein oder anderen CG Blitz (Cloud to Ground) hätte ich mir schon für das ein oder andere Bild gewünscht. Dennoch konnte ich drei klasse Fotos machen und war mit dieser Ausbeute mehr als zufrieden. In der Nacht kam dann noch ein MCS hinterher und es gewitterte noch bis in die frühen Morgenstunden. Meiner Meinung nach, ein absolut grandioses Saisonfinale.
Der Juni war definitv für den südwesten Nordrhein-Westfalens ein Gewitterreicher Monat. Es ging wirklich schlag auf schlag und wie auch die letzte Gewitterlage vom 24.06 war auch die Lage am 30.06.2022 für mich wieder ein richtiges Überraschungspaket. Seit den frühen Nachmittagsstunden dümpelten ein paar orografisch getriggerte langsam ziehende Multizellen in der Eifel vor sich her. Ich wartete also erstmal ab, da mir an diesem Tag einfach die Motivation fehlte um solche Zellen zu jagen.
Das Radar ständig im Blick, bemerkte ich jedoch eine Zellentwicklung die sehr interessant aussah. Eine der Zellen, nämlich wie üblich die südlichste von allen, entwickelte ein schönes Hook-Echo und drehte nach rechts bei... "da is ne Meso drin" dachte ich mir und sprintete zum Auto um schnell näher ran zu fahren.
Unverhofft kommt oft... so lässt sich die Lage vom Freitag, den 24.6.2022 eigentlich am besten beschreiben. Das Setup für Gewitter im westlichen Nordrhein-Westfalen sah eher mäßig aus, so sah auch Estofex in der Vorhersage für diesen Tag im Westen "nur" eine 50% Wahrscheinlichkeit für Gewitter jedoch ohne großes Unwetterpotential weshalb auch keine Warnstufe kategorisiert wurde. Meine Erfahrungen aus 15 Jahren Sturmjagd besagten aber, dass eben jene Lagen unter anderem richtig tolle Strukturen hervorbringen können und genau so sollte es auch dieses mal wieder sein.
Bereits am Mittag entwickelten sich einzelne kleinere Zellchen welche sich aber rasch wieder auflösten und nur mäßig gewittrig aktiv waren. Am späteren Nachmittag entwickelte sich dann in der immer noch sehr schwülen und labilen Luft eine kräftige Multizelle im Bereich Zülpich / Euskirchen welche weiter in Richtung Erftstadt und Köln zog. Bei meinem Heimatort in Swisttal-Heimerzheim hatte ich die perfekte Position um die aufziehende Zelle zu beobachten, so fuhr ich aufs Feld um die Ecke und wurde wieder einmal davon überzeugt dass auch solche eher unscheinbaren Gewitterlagen absolute wahnsinnige Strukturen hervorbringen können. Aber seht selbst.