Gefahren während eines Gewitters

Auf diesem Bild sieht man die Reste einer Böenfront welche sich entlang des RFD einer Superzelle bildete.

Gewitter zählen wohl weltweit zu den spektakulärsten und faszinierendsten Wetterphänomenen überhaupt, jedoch sind sie gleichzeitig auch jedes Jahr für teilweise schwere Schäden verantwortlich und fordern durch ihre Begleiterscheinungen weltweit jährlich hunderte Menschenleben. Somit zählen Gewitter auch zu den gefährlichen Wetterphänomenen unseres Planeten.

Jeden Moment treten Schätzungen zur Folge weltweit etwa 2000 Gewitter auf, die größten und heftigsten Gewitter sind dabei vor allem im mittleren Westen der USA zu beobachten. In Deutschland beschränkt sich die Hauptsaison für Gewitter auf das Frühjahr und den Sommer, also zwischen Mai und September mit einem deutlichen Maximum im Juni und Juli. Unter bestimmten atmosphärischen Bedingungen, können sich jedoch auch im Herbst und Winter Gewitter entwickeln. Aber was macht ein Gewitter denn überhaupt so gefährlich und mit welchen Gefahren muss ich während eines Gewitters rechnen? Auf diese Frage versuche ich in diesem Beitrag eine Antwort zu geben.

Blitze

Dieses Bild ist eine Langzeitbelichtung während eines Gewitters bei Nacht und zeigt einen geschwungenen Blitz mit einem lilanen Farbakzent.

Bei allen Gewittern geht die eigentlich größte Gefahr vom Blitz aus. Alleine im Jahr 2021 registrierte der Blitz-Informationsdienst von Siemens in Deutschland rund 491.000 Blitzeinschläge, sog. Cloud-to-Ground Blitze (CG´s). Die meisten Todesfälle während eines Gewitters sind auf Blitzeinschläge zurück zu führen. Die Gefahr von Blitzschlag wird allgemein und vor allem auch bei Outdooraktivitäten oft stark unterschätzt. Denn viele fühlen sich im niederschlagsfreien Bereich vor bzw. kurz hinter einem Gewitter oft noch sicher vor Blitzschlag. Doch auch hier besteht potenzielle Blitzschlaggefahr und damit auch hohe Lebensgefahr. Jährlich sterben schätzungsweise etwa 5 bis 10 Menschen an den folgen eines Blitzschlags.

Sturmböen / Downbursts 

Auf diesem Bild sind umgestürtze Bäume und abgeknickte Äste zu sehen. Diese Zerstörungen im Raum Jülich wurden durch das schwere Pfingstunwetter vom 09.06.2014 verursacht.

Die meisten Gewitter in Deutschland werden von kräftigen Windböen begleitet. Besonders aber bei schweren Gewittern und/oder an Gewittern mit einer gut durchmischten Grenzschicht (Luft zwischen Boden und Wolkenuntergrenze) können die Abwinde des Gewitters durch bspw. Verdunstungskälte oder herabmischen der kräftigen Höhenwinde durchaus sehr hohe Windgeschwindigkeiten erreichen die dann am Boden teils für schwere Sturm- oder Orkanböen sorgen. Aber auch der Schmelzvorgang von Hagel oder Graupel sowie auch die Last des Niederschlags selber, tragen häufig zur deutlichen Beschleunigung der Abwinde bei. Gewitterabwinde verursachen häufig großflächige Schäden und manchmal fordern sie sogar Tote oder Verletzte. Deshalb ist auch diese Begleiterscheinung als sehr gefährlich einzustufen und sollte nie unterschätzt werden.

Besondere Gefahren gehen dabei von den lokal begrenzten, sehr starken Fallwinden, dem sog. Downburst aus. Meistens sind diese von Hagel und heftigem Starkregen begleitet.

Man unterscheidet Downburst in:
Microburst = weniger als 4 Km im Durchmesser.

Macroburst = größer als 4 Km im Durchmesser.

Weiterführende Informationen zu diesem Thema folgen bald in einem separaten Beitrag.

Starkregen, Sturzfluten und Überschwemmungen

Dieses Bild zeigt eine überflutete Unterführung in der Stadt Euskirchen nach einem Gewitterdurchzug. Ebenfalls zu sehen sind Feuerwehrmänner die versuchen die Abflüsse freizulegen.

Gewitter sind zwar i.d.R recht kleinräumige Phänomene, jedoch gehen sie in den meisten Fällen mit starkem Regen einher. Besonders größere oder durch langsame Verlagerungsgeschwindigkeiten nahezu stationäre (ortsfeste) Gewitter oder ganze Gewitterkomplexe (Mutlizellensysteme, MCS usw.) sind je nach Intensität in der Lage über einen kurzen Zeitraum an ein und dem selben Ort heftige Niederschläge zu entwickeln. Hierbei besteht dann je nach Gegebenheiten (versiegelte Flächen, steiles Gelände, Tallagen usw.) potenziell die Gefahr von plötzlich auftretenden Sturzfluten oder gar Überschwemmungen.
Aus diesem Grund sind besonders Regionen welche in Tälern oder in Staulagen von Gebirgen gelegen sind, während eines Gewitters sehr anfällig für Sturzfluten oder Überschwemmungen.

Begünstigt werden heftige Starkregenereignisse welche mit einem Gewitter einhergehen durch einen hohen Feuchtegehalt der Atmosphäre und dem dadurch in der Luftmasse vorhandenen niederschlagbaren Wasser (PW Wert). 

Hagel:

Dieses Bild zeigt ein großes Hagelkorn von 3,5 cm welches durch eine Superzelle bei Swisttal am 10.07.2015 produziert wurde.

Hagel spielt besonders bei Schwergewittern mit hohen Aufwindgeschwindigkeiten eine große Rolle. Ab einem Durchmesser von 3cm kann Hagel eine große Gefahr darstellen und zum teil schwere Verletzungen verursachen. Hagel tötet zwar selten Menschen, jedoch sind auch fälle bekannt wo Menschen durch Hagel getötet wurden (Historisches Beispiel: Im Mai 1986 wurden 100 Menschen bei einem extremen Hagelschlag in China getötet).

In Deutschland werden besonders Multizellen oder Superzellen häufig von Hagel begleitet. Dieser erreicht dann bei langsam ziehenden Multizellen oft Größen von bis zu 5cm. Bei Superzellen fallen, je nach Stärke des Aufwindes, häufig deutlich größere Kaliber. So kam es bspw. im Jahr 1984 beim Münchner Hagelunwetter zu Hagelkörnern mit  einer gemessenen Größe von 9,5 cm im Durchmesser. Augenzeugen berichteten jedoch über teils bis zu 12cm große Hagelkörner. Auch beim Hagelunwetter in Villingen-Schwenningen im Jahr 2006 sollen bis zu 12cm große Hagelkörner gefallen sein, dokumentiert wurden jedoch nur Größen um 9,5cm im Durchmesser.

Tornados

Dieses Bild zeigt einen bis zum Boden hinab reichenden Tornado.

Tornados kennen viele nur von den Bildern und Videos aus dem mittleren Westen der USA wo jedes Jahr im Frühling in der sog. Tornado-Alley, heftige Superzellen mit teils verheerenden Tornados für erhebliche Zerstörungen sorgen. Aber auch bei uns in Deutschland sind Tornados seit je her ein Thema und treten während der Gewittersaison bei entsprechenden Wetterlagen häufiger auf, als manch einer Vermutet. Im Jahr 2022 wurden der Tornadoliste Deutschland vom Meteorologen Thomas Sävert insgesamt 146 Tornadoverdachtsfälle gemeldet, dazu 11 plausible und 34 durch Untersuchung bestätigte Tornados in Deutschland registriert. Verheerende Tornados wie bspw. ein F4 oder F5 sind natürlich hier bei uns sehr selten und (besonders der F5) ein Jahrhundert oder gar Jahrtausendereignis. Beispiele für verheerende Tornados sind hier der F5/T11 Tornado aus dem Jahr 1764 in Woldegk, Mecklenburg-Vorpommern oder die beiden Tornados aus 1968 in Pforzheim, Baden-Württemberg bzw. 2008 in Hautmont, Nordfrankreich welche beide ein F4/T8 Tornado waren. Die meisten starken Tornados entstehen an sog. Superzellen.

Im Vergleich zu den vorher genannten Begleiterscheinungen welche mit einem Gewitter einher gehen, spielen Tornados aufgrund ihrer doch eher Seltenheit nur eine untergeordnete Rolle bei den Gefahren auf die man sich bei einem Gewitter einstellen sollte, aber dennoch gehören sie hier erwähnt.